RÜCKBLICK AUF DEN ÖFFENTLICHEN DISKUSSIONSABEND ZUM THEMA:
"Kommunale Jugendarbeit - Chancen und Risiken"
am Mittwoch, dem 29.01.2003 um 20.00 Uhr
im Vereinsheim des TV Bürgstadt in der Sporthalle:
Vor der Sommerpause wurde im Gemeinderat der Beschluss gefasst, den Jugendraum in der Mittelmühle bis auf Weiteres geschlossen zu halten, die Verwaltung beauftragt, die Erfahrungen der umliegenden, kommunalen Einrichtungen zum Thema "Jugendtreff" einzuholen um zu einem späteren Zeitpunkt eine Entscheidung zu treffen, ob und ggf. wie der Jugendraum wiedereröffnet werden könnte.
Die UWG Bürgstadt beschloss, sich dieser Thematik anzunehmen und organisierte einen öffentlichen Diskussionsabend. Mit möglichst vielen Eltern, evt. auch Jugendlichen und politisch Verantwortlichen sollte darüber diskutiert werden, wie, angesichts der kurzen, aber bewegten Geschichte des Jugendraums, die Möglichkeiten einer weiteren Nutzung im Rahmen der kommunalen Jugendarbeit aussehen könnten. Als kompetenter Referent und Diskussionsleiter konnte der Leiter des Kreisjugendamts Peter Winkler gewonnen werden. Der Diplom-Sozialpädagoge ist im Landratsamt u.a. zuständig für die Jugendhilfeplanung und die Ausgestaltung der kommunalen Jugendarbeit.
Dazu hier der Artikel aus dem "Bote vom Untermain" vom Freitag, 31.01.2003:"Bald offener Jugendtreff für Bürgstadts Jungbürger?Jugendamtsleiter Winkler präsentiert Vorschläge
Die Bürgstadter UWG möchte sich nicht damit abfinden, dass die offene Jugendarbeit in dem eigens dafür eingerichteten Jugendraum in der Mittelmühle gescheitert ist. Aus diesem Grund sollte am Mittwochabend Peter Winkler, Leiter des Jugendamts im Landratsamt, über Möglichkeiten kommunaler Jugendarbeit informieren. Dabei kam es durchaus zu einer Idee, den 13- bis 16-Jährigen wieder zu einem Treffpunkt zum lockeren Beisammensein zu verhelfen.
Peter Winkler zeigte zunächst die unterschiedlichen Formen der Jugendarbeit auf. Die zahlreich erschienenen Eltern kamen bei ihrer Bestandsaufnahme über vereins- und verbandsgesteuerte Angebote zu dem Ergebnis: Von Sport über Musik, Karneval und Katholische-Jugend-Gruppe bis zu den Ministranten gibt es über 30 Vereine und Gruppierungen, die Jugendlichen ihre Freizeit sinnvoll gestalten helfen.
»Bürgstadt hat eine hervorragend organisierte verbandliche Jugendarbeit«, resümierte Winkler. Daraus folgte für ihn die Frage: Brauchen wir denn überhaupt eine offene Jugendarbeit? Aus den Beiträgen der Eltern zeigte sich schnell, dass die Jugendlichen das Miteinander auch außerhalb von Schule und Vereinen suchen.
Im Sommer treffen sie sich in Gartenhäuschen, im Schwimmbad oder auf der grünen Wiese, in den Wintermonaten treiben sich diese Grüppchen entweder bei der ortsansässigen Fast-Food-Kette oder in großen Einkaufsmärkten herum. Der Bedarf sei also da, stellte Winkler fest, auch wenn die jungen Leute ihre Wünsche nicht laut anmeldeten oder einforderten.
Er machte deutlich, dass ein erkämpfter oder abgetrotzter Jugendraum - und sei es nur ein alter Bauwagen im Grünen - ganz anders angenommen und verteidigt werde. In Bürgstadt war in Absprache mit Jugendlichen ein fertig eingerichteter Raum zur Verfügung gestellt worden.
Bei der Frage, wie ein offener Jugendraum erfolgreich zu führen sei, waren sich alle schnell einig, dass es ohne Aufsichtsperson oder Ansprechpartner nicht geht: »Autonom und selbst verwaltet geht in diesem Alter nicht«, so Winklers Ansicht. Dies bestätigten die unerfreulichen Erfahrungen aus der Vergangenheit.
Die unkomplizierten Besucher des Jugendraums waren von Querulanten und Störergruppen regelrecht vertrieben worden. Die jungen Bürgstadter müssten auf jeden Fall vor diesen Randalierern geschützt werden, so eine Forderung der Eltern. Peter Winkler zeigte an Beispielen aus anderen Kommunen auf, dass sich bei gleicher Problemstellung Elterninitiativen gebildet hätten, die beispielsweise eine pädagogisch geschulte Kraft an zwei Nachmittagen in der Woche finanzierten.
Wenn eine Studentin für Sozialarbeit mit Ideen für die Interessen der Jugendlichen am offenen Jugendtreff sorge, »das Angebot zum Laufen bringe«, dann könne man später darüber nachdenken, ob weitere Nachmittage über engagierte Eltern abdeckbar wären. Und vielleicht glücke es ja, eines Tages Ansprechpartner »auf Abruf« in der Nähe zu wissen.
Nach 90 Minuten engagierter Debatte konnten die Besucher der Informationsveranstaltung rundum zufrieden sein. Deutlich wurde an diesem Abend, dass es in vielen Gemeinden Probleme mit offenen Jugendräumen gibt, dass es ohne klar definierte Grenzen nicht geht und man sich mit dem Bürgstadter Jugendraum keinen weiteren Flop leisten kann.
Nun gilt es Mütter und Väter zu finden, die diese Initiative oder einen Trägerkreis ins Leben rufen und die Tipps des Jugendamtsleiters umsetzen. as"


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