Erika Kraft und Dr. Albert Brendle stellen MartinsLaden bei Diskussionsabend der UWG vor und diskutieren über den schrittweisen Rückzug des Staates aus der sozialen Grundsicherung

Bürgstadt. Seit rund einem Jahr ist der MartinsLaden in Miltenberg geöffnet. Hier werden gespendete Lebensmittel und Konsumgüter für einen symbolischen Preis abgegeben. Berechtigt zum Einkauf sind Empfänger/innen von Grundsicherungsleistungen des Staates. Träger ist eine Kooperation der Pfarrei „St. Margareta“ Bürgstadt, des Caritas Kreisverbandes Miltenberg, der Sparkasse Miltenberg-Obernburg, des St. Johannesvereins e.V., Erlenbach angestoßen von der Pfarrei „St. Jakobus“ in Miltenberg. Geleistet wird eine Hilfe „in der Not“, über die Caritas ergänzt zur Hilfe „aus der Not“.

Zur Einleitung des Abends am vergangenen Dienstag zitierte der Vorsitzender der UWG Bürgstadt aus dem zweiten Sozialbericht der bayerischen Staatsregierung, wonach elf Prozent der Menschen in Bayern von Armut bedroht sind. Besonders stark sind Rentner mit 18 und Alleinerziehende sogar mit 23 Prozent bedroht. Dies deckt sich auch mit den Beobachtungen der Betreiber des Martinsladens, führte Dr. Brendle aus. Die Idee zu dem Projekt kommt aus den urchristlichen Motiven Barmherzigkeit und Mildtätigkeit. Ein Problem unserer Gesellschaft sei es aber mittlerweile geworden, dass der Staat sich zunehmend aus seiner Verantwortung den Schwächsten gegenüber zurückzieht. „Der Skandal in Deutschland ist, dass solche Einrichtungen notwendig geworden sind.“, erläutert der Theologe. „Mildtätigkeit zementiert möglicherweise Ungerechtigkeit“ führt er aus und meint damit die Tatsache, dass nicht nur Randgruppen auf die Existenz solidarischer Angebote angewiesen sind, sondern viele, die der Staat als „genügend versorgt“ ansieht.

Der Zwiespalt auf der einen Seite solidarisch und selbstlos zu Handeln, auf der anderen Seite dem Staat die Verantwortung für sozial Schwache teilweise abzunehmen hat auch in der Caritas für entsprechende Diskussionen gesorgt. In größeren Städten wird diese Arbeit durch lokale „Tafeln“ abgedeckt. „Als wir vor zwei Jahren auf die Caritas zugekommen sind Kooperationspartner zu werden, waren sie aber gleich dabei.“ zitiert Dr. Brendle den Werdegang des Martinsladens. Am Anfang war die Idee des Sachausschusses „Caritatives und Soziales“. Mit der Caritas kamen auch die Bürgstadts und später die Sparkasse dazu. „Die Sparkasse leistete wichtige finanzielle Hilfe zu Beginn des Projekts. Sie unterstützt uns noch heute“ betont Dr. Brendle uns meint damit Unterstützung bei der Erstellung von Drucksachen, Rat bei betriebswirtschaftlichen Dingen und vor allem die aktive personelle Unterstützung der Auszubildenden der Sparkasse die im Laden helfen. Als jüngster Kooperationspartner kam der Johannesverein e.V. Erlenbach dazu, der seit November 2008 einen weiteren MartinsLaden in Erlenbach betreibt.

Von der Arbeit der ehrenamtlichen Helfer berichtete Erika Kraft. Etwa dreißig Personen aus Miltenberg und Bürgstadt übernehmen die Aufgaben wie Fahrdienste, Aussortieren der Lebensmittel, Präsentieren und am Nachmittag das Betreuen des Ladens selbst. Wichtig ist ihr der Hinweis, dass die Lebensmittel vorrangig von den umliegenden Supermärkten, sowie den örtlichen Bäckereien stammen. Es handele sich dabei ausschließlich um Ware, die nicht mehr zum Verkauf angeboten werde, aber noch zu verzehren sei. Gelegentlich kommen auch Lieferungen von Toilettenpapier oder Müsli dazu.

Sie berichtete von einem Stammtisch, der über Wochen Geld sammelt, um davon gezielt für den Martinsladen einzukaufen. „Das ist mit uns abgesprochen und wird natürlich dankbar angenommen.“ Sie legte Wert darauf, dass keine Lebensmittel aus Spenden gekauft werden, um diese dann wieder abzugeben. „Wir achten darauf, dass die Kunden Ihre Ware selbst auswählen können.“ erläutere Kraft. Als Zahlung wird dann ein symbolischer Betrag von einem Euro fällig. Berechtigt zum Einkauf sind alle Personen, die Grundsicherungsleistungen oder ähnliche Bezüge erhalten. Der Ausweis wird von der Caritas ausgestellt und gilt in Erlenbach und Miltenberg.

Besonders hervorgehoben wurde, dass es sich beim MartinsLaden auch um das erste sichtbare Gemeinschaftsprojekt der künftigen Pfarreiengemeinschaft Miltenberg-Bürgstadt handelt. Dieser Aspekt stieß bei den Zuhörern auf großes Interesse. Über weitere Tatkräftige Unterstützung für das ehrenamtliche Team würden sich sowohl Dr. Brendle als auch Frau Kraft sehr freuen. Weitere Informationen erhält man unter
www.caritas-mil.de

Auszug aus dem Main-Echo www.main-netz.de



Druckbare Version


Gesundheitsreform
Weinkulturhaus "das Konzept"