Bürgstadt. Die Pächterin des Weinkulturhauses, Bettina Eisert will mit einem Paukenschlag beginnen. Ein dreitägiges Eröffnungsfest soll groß und klein, jung und alt für dieses neue Haus in der Ortsmitte begeistern, das bislang noch von so manchem kritisch beäugt wird. Nach einer guten Stunde jedoch war es der 46jährigen Aschaffenburgerin aber gelungen, Kritiker und Skeptiker in ihren Bann zu ziehen.
Die UWG hatte am Dienstag abend ins Gasthaus „Zum Schwanen“ eingeladen, um die Pächterin des Weinkulturhauses vorzustellen. Holger Reinfurt (UWG) erinnerte in seiner Begrüßung daran, dass die Anforderungen an diesen Job hoch sind, schließlich sollen viele Bereiche unter einen Hut gebracht werden.
Für Bettina Eisert, die schon lange mit der Leitung einer örtlichen Vinothek liebäugelte, kam diese Ausschreibung Anfang des Jahres gerade recht. Sie hatte vor acht Jahren den „Gutwerk Weinkeller“ gegründet und beschäftigt sich seitdem mit der Präsentation und Vermarktung von Weinen, organisiert Weinproben, -seminare und -wanderungen. In der Vergangenheit war sie zudem in Veranstaltungen der Westfrankenbahn eingebunden. Die gelernte Krankenschwester absolviert derzeit eine Ausbildung zum Winzer im Bürgstadter Weingut Stich und gab unumwunden zu, dass die Leitung eines Weinkulturhauses auch für sie Neuland ist.
Ohne zunächst die Anforderungen der Gemeinde konkret zu kennen, legte sie bei der Bewerbung ihr Konzept vor, das eine Ortsvinothek mit Ortsbistro, Gästeführungen und einen Anlaufpunkt für Touristen sowie Veranstaltungsräume für Musik, Kunst und Kultur beinhaltete. Folglich brauchte sie ihre Ideen nur noch ein wenig zu erweitern, damit „alles passte“.




In der Bürgstadter Vinothek will sie jedem Winzer einen Bereich zur Verfügung stellen, wo er seine „Schätze“ präsentieren kann. Der Gast können dort die breite Angebotspalette der Weine vom Centgrafenberg verkosten, ohne die einzelnen Winzer abklappern zu müssen, erklärte sie. Das Weinbistro will sie als Tagescafé führen, das saisonale Gerichte, Kaffeespezialitäten, aber durchaus auch Bier im Angebot hat. Und den eindringlichen Wunsch eines Zuhörers nach „lecker Eis“ nahm sie gleich in ihr Konzept auf. Mit der Tagesgaststätte läuft sie nicht Gefahr, der bestehenden Gastronomie Konkurrenz zu machen. Zur Belebung der Veranstaltungsräume in der ersten Etage und unter dem Dach bat sie die Anwesenden: „füttert mich mit Vorschlägen“. Für diese zwei „zu bespielenden Ebenen“ kamen ihr Hochzeiten, Musikproben, aber auch Ausstellungen, Theater, Vorlesungen in den Sinn. Sie will Angebotspakete erarbeiten, die Gastronomie, Winzer und Gästeführer einbinden und für Fremde wie Einheimische gleichermaßen interessant sind, sei es „Wein und Schokolade“ oder Rebsortenverkostungen. Die Westfrankenbahn und die Reedereien will sie ansprechen: warum soll nicht ein Schiff in Bürgstadt anlegen und die Gäste bleiben mal in der Marktgemeinde, statt nach Miltenberg zu fahren, fragte sie. Und dann überlegte sie, ob man nicht anstelle des Straßen- und Hoffestes mal ein Jazzfestival veranstalten könnte.
Keine konkrete Antwort hatte sie auf die Frage: „Wann geht’s los?“. Es soll kein Stress werden, betonte sie und dass sie nicht in einem Provisorium starten will. Schließlich soll es ja ein Paukenschlag werden mit Livemusik, Kindertheater, kulinarischen Spezialitäten, um „alle ein bisschen anzufüttern“, wie sie mit einem Augenzwinkern ankündigte. Dieses Weinkulturhaus soll kein Fremdkörper in diesem Schmuckstück Bürgstadt werden, betonte sie, die sich als Brückenbauerin zwischen Einheimischen und Gästen sieht. Für die Gemeinderäte ist sie die Idealbesetzung, betonte Holger Reinfurt zum Abschluss der Veranstaltung und überreichte ihr als Glücksbringer ein Hufeisen.

Die anschließenden Fragen der Gäste drehten sich um Öffnungszeiten und Zuständigkeiten. Bettina Eisert erklärte, dass sie nicht plant, die Vinothek parallel zu ihren Weinkeller in Aschaffenburg Schweinheim zu betreiben, Bürgstadt hat Priorität, stellte sie klar. Die Öffnungszeiten will sie der Nachfrage anpassen und lieber zunächst reduziert beginnen und später ausweiten.“Der Gastbetrieb muss sich erst einmal einspielen“. Dass sie die Arbeit nicht allein stemmen kann, wurde auch deutlich. Deshalb wird eine Kraft für die Küche und im Service einstellen, zudem soll ihr Sohn als gelernter Veranstaltungskaufmann mit in die Arbeit eingebunden werden. „Ich sehe mich eher als Koordinator“, brachte sie es auf den Punkt. Und wer wann für die Gästevermittlung zuständig ist, das will sie mit den Verantwortlichen der „Gäste-Info“ abstimmen.

Annegret Schmitz



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Interview mit Bettina Eisert:

Warum haben Sie sich als Pächterin für das Bürgstadter Weinkulturhaus beworben?
Es war schon lange ein Wunsch von mir, eine Ortsvinothek zu gestalten. Ein solches Haus bietet vielfältige Möglichkeiten, den Ort, die Region, die Weine, regionale Produkte, kulinarische Spezialitäten und auch lokale Künstler auf ganz persönliche Weise zu präsentieren. Als ich dann hörte, dass dies in Bürgstadt realisiert werden soll, hab ich mich beworben.

Im Vorfeld der Diskussion um die Fähigkeiten des Pächters wurde gerne der Begriff von der „eierlegenden Wollmilchsau“ bemüht.
(lacht) So sehe ich mich sicher nicht. Ich möchte einfach das machen, was ich gerne tue und auch – denke ich - gut kann, nämlich die schönen Bürgstadter Frankenweine präsentieren, Veranstaltungen drum rum organisieren und diese für Bürgstadt und seine Gäste durchführen.

Haben Sie schon konkrete Ideen für Veranstaltungen im Weinkulturhaus ?
Es ist schon möglich, große Knaller zu landen und da kommen mir meine vielen Kontakte in Aschaffenburg zugute. Aber lassen Sie sich überraschen.

Annegret Schmitz


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